Bürger-Energie im Aufwind
Biederbach (jb). Die „BürgerEnergiegenossenschaft Biederbach & Elztal eG“ (BEG) muss sich strategisch weiterentwickeln. Das war das unstrittige Ergebnis der Generalversammlung am Montagabend, den 15.04.2013. Beschlossen wurde neben der beachtlichen Ausschüttung von 7,5 Prozent für die Genossenschaftler auch ein sogenanntes Eintrittsgeld für Neugenossen in Höhe von vier Prozent pro Anteilsschein ab sofort. Die Reduktion der Einspeisevergütung über das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) hat auch die Energieerzeugung im Elztal kräftig durcheinandergewirbelt. Nach einer teils lebhaften Diskussion fasste die Versammlung den Entschluss, auf die gesunkenen Einspeisevergütungen zu reagieren und die Genossenschaft strategisch neu auszurichten. „Wenn wir nicht in den Stromverkauf einsteigen, ist die Fotovoltaik für uns dicht!“ So deutlich machte Frank Krause, einer der beiden Vorstände, die aktuelle Situation. Die Neuordnung des Strommarktes schlug auch auf die Investitionen durch. Wurde 2012 nur noch vereinzelt in Anlagen zur Stromgewinnung aus Sonnenenergie investiert, kam das Engagement im laufenden Jahr ganz zum Erliegen. Die Folge: „Kapital liegt ungenutzt und kaum verzinst herum“, wie Gernot Limberger, der zweite im Vorstandsteams, ausführte. Abhilfe solle ein eigenes Windrad schaffen, möglicherweise noch im Jahr 2014, meinte Limberger vorsichtig optimistisch.
Da ein Weitermachen wie bisher Stagnation oder sogar Rückschritt bedeuten würde, plant die Genossenschaft ihre Zukunft zunächst mit Windkraft, sei es durch Beteiligungen an fremden Windrädern oder dem Bau eines eigenen. Torsten Schwarz vom Aufsichtsrat sprach davon, zukünftig die gesamte Wertschöpfungskette von der Planung über den Betrieb bis zum Verkauf in der eigenen Hand zu behalten. In der anschließenden Diskussion setzte sich jedoch eine vorsichtige Linie durch; man wolle dem Vorstand nicht unbedingt eine „Blankovollmacht“ erteilen, so ein Teilnehmer.
Eintrittsgeld für Neumitglieder
Dem Vorschlag des Aufsichtsrates zur Einführung eines Eintrittsgeldes von vier Prozent folgte die Versammlung mit knapper Mehrheit. Zum einen sollen die Mitglieder der ersten Stunde einen Vorteil für die Durststrecke der ersten Jahre erhalten, gleichzeitig sollten so Großanleger ohne Bezug zum Projekt ferngehalten werden, die von dem blendenden Ergebnis – eine maximale Ausschüttung von 8,8 Prozent wäre möglich gewesen – angelockt würden. Angeboten werden solle weiterhin ein einfacher Zugang für Kleinanleger zu Investitionen und Gestaltung der Energiewende, so Schwarz. Von der Möglichkeit, am Abend noch die Einlage zu erhöhen, bevor das Eintrittsgeld in Kraft trat, machten zahlreiche Mitglieder Gebrauch.
Elzachs Bürgermeister Roland Tibi zog seine Kandidatur für den Aufsichtsrat zurück, um eine Kampfabstimmung zu verhindern. Mit seinem Biederbacher Bürgermeisterkollegen und Aufsichtsratsvorsitzenden Josef Ruf sei genügend kommunalpolitischer Sachverstand im Gremium vertreten. Somit setzt sich der Rat zusammen aus: Josef Ruf (Vorsitzender), Birgit Knobloch (Schriftführerin), Jürgen Eble, Achim Disch, Paul Allgeier, Bernhard Rißler, Bernhard Meier, Torsten Schwarz und Hesso Gantert für den ausgeschiedenen Nikolaus Dufner. Die beiden Vorstände Gernot Limberger und Frank Krause wurden in ihrem Amt bestätigt, das mittelfristig kein Ehrenamt mehr sein sollte, wie Josef Ruf bemerkte: „Immerhin werden inzwischen Millionen bewegt.“
Quelle: Elztäler Wochenbericht