Auf dem Weg zur Autarkie

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Gutach schließt Vertrag mit Bürgerenergiegenossenschaft / Photovoltaikanlage auf Bauhofdach

Auf dem Bauhofdach der Gemeinde Gutach wird von der BEG Biederbach & Elztal eine Photovoltaikanlage errichtet mit einer Fläche von 1.375 Quadratmetern und einer prognostizierten Leistung von 172.000 Kilowattstunden pro Jahr. Lesen Sie hier den Artikel aus der Badischen Zeitung.

 

GUTACH. Die Gemeinde Gutach baut die Stromversorgung aus regenerativer Energie weiter aus. Auf dem Dach des neuen Bauhofgebäudes wird eine Photovoltaikanlage installiert. Dazu wurde jetzt eine Vereinbarung zwischen der Gemeinde und der Bürgerenergiegenossenschaft Biederbach & Elztal als Eigentümerin der Anlage geschlossen. Der erzeugte Strom wird zunächst ins öffentliche Netz eingespeist. Durch technische Vorkehrungen ist jedoch vorgesorgt, dass langfristig auch der direkte Eigenverbrauch möglich ist.

Mit dem Vertrag, unterzeichnet von Bürgermeister Urban Singler und den Geschäftsführern Frank Krause und Gernot Limberger, wurde ein erst im Dezember erfolgter Beschluss des Gemeinderats umgesetzt. Die Anlage wird auf 1.375 Quadratmetern fast das gesamte, leicht geneigte Dach in Nordost- und der etwas ertragreicheren Südwestrichtung bedecken. Sie ist das erste Projekt der Genossenschaft in Gutach und zugleich ihre bislang größte Investition. Frank Krause bezifferte die Gesamtkosten auf mehr als eine Viertelmillion Euro.

Die Leistung der Anlage wird mit 198 Kilowatt-Peak (kWp) angegeben. Je nach Witterung wird von ihr eine Stromeinnahme von 172 000 Kilowattstunden pro Jahr (kWh) erwartet. Dies entspricht einem Jahresverbrauch von 47 Vierpersonenhaushalten oder 2,9 Millionen Betriebstunden von 60 Watt-Glühbirnen. Die verwendeten Siliziummodule sind chinesischer Herkunft; mit einem Wirkungsgrad von 16,9 Prozent bewirken sie einen um ein Zehntel höheren Stromertrag als alle deutschen Produkte am Markt; ihre Leistung ist auf 25 Jahre garantiert, alle übrigen Anlageteile sind jedoch im Inland hergestellt, erläuterte Krause weiter. Mit der Installation wurde auch bereits begonnen. Die Anlage soll, so die Zielvorgabe, noch im März ans Netz gehen. Wegen des monatlich sinkenden Betrags möchte man sich eine möglichst hohe Einspeisegebühr erhalten, die dann bei 11,146 Cent/kWh liegen würde.

„Mit ihrer mehr als sechsmal so hohen Leistung wie derjenigen auf der Elztalschule ist die neue Anlage von einer gänzlich anderen Dimension“, sagte Bürgermeister Singler. Weiter betonte er ihren Stellenwert für die Gemeinde. Der Stromverbrauch Gutachs liegt derzeit bei 10,3 Millionen kWh pro Jahr. Mit der Photovoltaik auf dem Bauhofdach werde nun eine Schwelle überschritten und 61,5 Prozent aus heimischer, erneuerbarer Energie erzeugt. In diese Strommenge eingeschlossen, so Singler, ist auch der Ertrag der seit Sommer 2014 laufenden Windenergieanlage (WEA) Tännlebühl, der zur Hälfte (die WEA liegt auf der Gemarkungsgrenze zu Freiamt) oder mit 2,9 Millionen kWh der Gemeinde Gutach zugeordnet werden kann. Zudem sei die Photovoltaik eine passende „ökologische Ergänzung“ zur innovativen Eisspeicherheizung des Bauhofs.

Als symbolischer Beitrag beteiligt sich jetzt auch die Gemeinde Gutach an der Genossenschaft, indem sie Anteile von 5000 Euro zeichnet. Der Nutzen, den sie durch die Anlage haben wird, wird jedoch größer sein. Neben einer Pacht fließt ihr vor allem Gewerbesteuer zu. Die Genossenschaft, so Finanzvorstand Limberger, zahlte bislang jährlich 6000 Euro an die beteiligten Kommunen. Einen weiteren Vorzug sieht der Bürgermeister im steigenden Selbstversorgungsgrad. Darauf angesprochen, meinte er: „Wir sind Freiamt auf der Spur“. Für das Frühjahr, unmittelbar nach Fertigstellung des ganzen Bauhofs, kündigte Singler einen Tag der offenen Tür an. Die Genossenschaft geht davon aus, dass die Anlage problemlos mehr als 30 Jahre Strom erzeugen wird. In diesem Zusammenhang wiesen die Geschäftsführer auch auf die Offenheit ihres Unternehmens hin. Jeder Bürger des Zweitälerlandes kann sich beteiligen und so Miteigentümer der Anlage werden.

Autor: Nikolaus Bayer

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